Crash noch in diesem Jahr?
Shownotes
Darüber nachzudenken, wann wir den nächsten Crash am Aktienmarkt sehen, ist sicherlich ein spannendes, aber relativ aussichtsloses Unterfangen. Aber: darüber nachzudenken, wann die vergleichsweise hoch bewerteten Aktienmarkt in eine Phase der Korrektur übergehen, ist schon sehr viel spannender. Und: Es gibt einen Indikator, der dafür spricht, dass es demnächst so weit sein könnte ...
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► Der besprochene "Sahm Rule Recession Indicator": https://fred.stlouisfed.org/series/SAHMREALTIME
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Quelle der Audio-Snippets, abgerufen am 10.07.2024:
URL: https://www.youtube.com/watch?v=1EPDTQoheTo
Titel: Recession outlook: What the Sahm Rule says about the labor market and the U.S. economy
YouTube: Yahoo Finance
URL: https://www.youtube.com/watch?v=BzqqBETvkpw
Titel: June jobs data could factor in to a July rate cut: Economist
YouTube-Kanal: Yahoo Finance
URL: https://www.youtube.com/watch?v=rEsa5YVytAo
Tite: Fed Chair Jerome Powell: Economic outlook uncertain, we remain highly attentive to inflation risks
YouTube-Kanal: CNBC Television
URL: https://www.youtube.com/watch?v=1Oj4x0lXM2M
Titel: Banking, Credit, and Economic Fluctuations
YouTube-Kanal: Vetenskapsakademien
Die verwendete Musik wurde unter www.soundtaxi.net lizenziert.
Ein wichtiger abschließender Hinweis: Aus rechtlichen Gründen darf ich keine individuelle Einzelberatung geben. Meine geäußerte Meinung stellt keinerlei Aufforderung zum Handeln dar. Sie ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Die Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung investiert:-
Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich willkommen bei Erechsen Geld und Gold, dem Podcast für die erfolgreiche Geldanlage.
00:00:07: Sich darüber Gedanken zu machen, wann wir den nächsten Crash am Aktienmarkt sehen,
00:00:14: ist sicherlich ein spannendes, aber relativ aussichtsloses Unterfangen. Darüber nachzudenken,
00:00:21: wann diese vergleichsweise hoch bewerteten Aktienmärkte in eine Phase der Korrektur übergehen,
00:00:28: also der sinkenden Kurse. Das ist schon sehr viel spannender und es gibt einen Indikator,
00:00:35: der dafür spricht, dass es demnächst soweit sein könnte. Legen wir los.
00:00:40: Nassim Talab hat in seinem Buch "The Black Swan" sehr schön beschrieben,
00:00:48: dass es praktisch keine zuverlässige Methode gibt, einen Crash am Aktienmarkt zu antizipieren.
00:00:54: Niemand sieht also einen Crash hervor. Hin und wieder gelingt es jemandem eher zufällig,
00:01:01: dass genau dieser Crash in eine Zeit hinein fällt, in der er zumindest mal sinkende Aktienkurse
00:01:09: prognostiziert hat. Der Trick der Allermeisten, die dann auch schnell diese Gelegenheit nutzen,
00:01:15: um ein Buch zu schreiben, sollen sie, ist ja durchaus spannend und unterhaltsam,
00:01:20: der Trick ist, einfach immer wieder einen Crash vorherzusehen. Es gibt einige wenige,
00:01:26: die zumindest die Perioden ganz gut einordnen könnten, das sind dann die Superstars der Börse.
00:01:32: Tatsächlich haben die dann, aus welchen Gründen auch immer, oft sehr wenig mit der
00:01:37: Geldanlage zu tun, aber man kann ja auch nicht beides machen. Geld anlegen, andere bei der
00:01:42: Geldanlage vielleicht beraten, einen Form führen und dann auch noch Bücher schreiben,
00:01:47: das ist natürlich eine ganze Menge. Also ich denke, wir sind uns darüber einig,
00:01:51: dass auch die künstliche Intelligenz noch nicht so weit ist, weil einfach derart viele
00:01:56: Faktoren, insbesondere psychologische Faktoren am Ende des Tages dazu führen,
00:02:02: dass Kurse nicht einfach korrigieren, sondern in einen Crash übergehen. Die Ursache dafür
00:02:08: sind Ereignisse, die noch kurz zuvor niemand hat kommen sehen. Was man allerdings vorhersehen kann
00:02:16: in Anführungszeichen, zumindest aber gibt es hier einige sehr verlässliche Indikatoren,
00:02:21: sind Rezessionen. Und Rezessionen gingen in der Vergangenheit durchaus mit fallenden
00:02:30: Aktienkursen einher. Allerdings in der Regel meist nicht in dem Moment, in dem die Rezession
00:02:38: entsteht, sondern und genau darüber möchte ich heute sprechen. Wir reden über den verlässlichsten
00:02:45: Rezessionsindikator überhaupt und das Schöne ist, er ist auch noch der einer der einfachsten und
00:02:52: nachvollziehbarsten. Claudia Sam hat den Sam Rule Recession Indicator erfunden, ja,
00:03:00: schließlich hat es trägt das ganze ihren Namen, also kann man das vielleicht so sagen. Es gab einige
00:03:05: andere, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, aber in der Einfachheit muss man sagen,
00:03:11: hat sie hier wirklich etwas geschaffen. Man kann sich diesen Sam Rule Recession Indicator,
00:03:18: der Name könnte noch ein bisschen cooler sein, aber anyway, Hauptsache er funktioniert, man kann
00:03:24: den sich auch real-time anschauen und deswegen werde ich den Link zu diesem real-time Sam Rule
00:03:31: Recession Indicator hier mal in die Show Notes reinstellen. Er verändert sich nicht bursentäglich
00:03:38: und das hängt damit zusammen, wie dieser Rezessionsindikator entsteht. Ich werde dann
00:03:43: selbstverständlich hier gleich im Fazit auch noch darüber sprechen, was ich glaube, wann
00:03:48: diese Rezession zu feilenden Aktienkursen führen könnte. Also ja, ich wage den Blick in die
00:03:54: Glastugel, aber zuerst mal schauen wir darauf, wie dieser Indikator eigentlich entstanden ist.
00:04:00: Die historische Trefferquote, das sei nur an dieser Stelle gesagt, falls der eine oder andere
00:04:05: jetzt so gedanklich ein bisschen abschweift und sagt, naja, also manche, wenn ich nur häufig
00:04:13: genug Datfeile werfe, dann werde ich irgendwann auch mal das Bullseid treffen. Seit 1970 hat
00:04:20: dieser Indikator alle Rezessionen in den USA solide und verlässlich vorher gesehen. Das ist
00:04:29: eine historische Trefferquote, die sich durchaus sehen lassen kann. Es ist also eine Art Frühwarnsystem,
00:04:35: im Durchschnitt hat sie die Rezession etwa vier bis fünf Monate vor dem offiziellen Beginn
00:04:42: signalisiert. Was ist dann theoretisch den Entscheidungsträgern? Wer auch immer das sein
00:04:49: mag, aber am Ende des Tages sind wir in unserem Depot natürlich auch Entscheidungsträger,
00:04:53: ermöglicht hat, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ich finde, das ist eine sehr
00:04:58: schöne Formulierung, habe ich aus dem Artikel. Also, die Entscheidungsträger über die wieder
00:05:04: natürlich sprechen. Das sind nicht andere Privatanleger, das sind ja auch nicht Formanager,
00:05:08: sondern das sind Notenbänke. Wir dürfen davon ausgehen, dass sie die Sam Rule kennen, was es
00:05:14: derzeit schwierig macht, was aber auch nicht. Darüber gehe ich gleich noch ein. Die Einfachheit
00:05:21: dieses Systems ist etwas, was man, ja, man fragt sich dann natürlich, okay, was steht dahinter
00:05:29: und wie hat sie in der Vergangenheit überhaupt erst dazu geführt, dass sie diesen Status
00:05:36: bekommen hat? Die Arbeitsmarktdaten in den USA, darauf, da steht jemand an der Tür,
00:05:43: muss kurz Pause drücken, es werdet ihr ja gleich nicht merken, wie kurz das ist,
00:05:48: hoffentlich nicht so lang. Nee, so lang war es nicht. Also, die Sam Rule oder sagen wir einfach mal
00:05:54: Sam Regel. Ich habe dahin Leser gerade geschrieben, Claudia Sam, bitte mit ein bisschen ironischem
00:06:02: Unterton. Das klingt nach Grundschullehrerin aus Bonn. Das ist aber eine amerikanische
00:06:09: Ökonomen. Die Sam Regel verwendet die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in den USA. Der Kern des
00:06:17: Indikators ist die Veränderung der Arbeitslosenquote über einen bestimmten Zeitraum.
00:06:23: Now, the Sam Rule, the idea of it is it looks at the national unemployment rate. That really tells us a
00:06:29: lot about how the economy is doing. And in particular for a recession indicator, we look for
00:06:34: relatively small changes over time. Genauer gesagt vergleich die Sam Regel die aktuelle
00:06:41: Saison bereinigter Arbeitslosenquote mit dem niedrigsten Wert der Arbeitslosenquote der
00:06:47: letzten 12 Monate. Wenn die aktuelle Arbeitslosenquote mindestens 0,5 Prozentpunkte über dem niedrigsten
00:06:57: Wert der letzten 12 Monate liegt, deutet dies auf den Beginn einer Rezession hin. Hab ich es gerade
00:07:04: eben schon gesagt oder nicht? Es verrät uns nicht das Licht, sondern ich bin mir nicht ganz sicher.
00:07:09: 0,43 ist der aktuelle Wert und wichtiger dabei ist natürlich die Entwicklung. In den letzten Monaten
00:07:18: ist dieser Rezessionsindikator deutlich gestiegen. Das heißt, wir waren noch im Juni 2023 bei 0,07.
00:07:30: Im Oktober 23 waren wir bei 0,33. Im Mai bei 0,37 und jetzt sind wir bei 0,43. So nah sind wir den
00:07:41: 0,5, die hier gefordert werden, um dann ein Ausschlagen dieses Rezessionsindikators zu
00:07:49: initiieren. So nah sind wir dem lange nicht mehr gekommen. Die Datenbasis, die die Sam Rule
00:07:57: verwendet sind die monatlichen Daten zur saison bereinigten Arbeitslosenquote. Das könnt ihr
00:08:04: auch ganz leicht verfolgen. Die nächste Arbeitslosenquote ist immer der erste Freitag im Monat.
00:08:12: 2. August wird wieder veröffentlicht. Deswegen ist Real Time eben etwas, was sich monatlich
00:08:19: hier anpasst. Dann wieder am 6.9. am 4.10. und so weiter. Kommt also vom Bureau of Labor
00:08:27: Statistics, kann jeder nachsehen und die meisten, die sich mit Börse beschäftigen, werden das schon
00:08:32: mal mitbekommen haben. Wie und wann diese Arbeitslosendaten veröffentlicht werden und auch
00:08:37: dass der Aktienmarkt da in schöner Regelmäßigkeit darauf reagiert.
00:08:40: In den seltensten Fällen wohl, weil alle jetzt diese Sam-Regel im Hinterkopf haben, aber weil
00:09:05: natürlich der Arbeitsmarkt jetzt auch gerade in diesem Moment für die Notenbänker in den USA
00:09:11: ein ganz ganz wichtiger Faktor ist, den sie im Auge behalten, um zu entscheiden, wann senken
00:09:17: wir die Zinsen und wann nicht. Für jeden Monat wird also der niedrigste Wert der Arbeitslosenquote
00:09:23: der letzten 12 Monate bestimmt. Das ist der Wert, der als Referenzpunkt dient und die aktuelle
00:09:29: Arbeitslosenquote wird mit diesem niedrigsten Wert verglichen. Noch mal, wenn dann die aktuelle
00:09:36: Arbeitslosenquote mindestens 0,5 Prozent höher ist als der niedrigste Wert der letzten 12 Monate,
00:09:43: dann wird das für den Beginn einer Rezession interpretiert. Und seien wir mal ganz ehrlich,
00:09:49: auch wenn wir in den letzten Monaten gemerkt haben, weil in jeder Rede von Jerome Powell und auch
00:09:56: den anderen aus dem FED-Komitee ist es immer wieder der Arbeitsmarkt gewesen, über den je gesprochen wurde.
00:10:25: Es ist gar nicht so einfach vorherzusehen, was hier passiert. Das heißt also, es gibt regelmäßig
00:10:31: einigermaßen große Abweichungen von dem, was als Schätzwert hier in den Raum gestellt wird,
00:10:38: aber das tatsächlich der allein der Blick auf den Arbeitsmarkt und die Samenregel macht nichts
00:10:45: anderes. Das allein, dass diese Betrachtung in den letzten 27, also bummelig 25 Jahren geeignet war,
00:10:57: um eine Rezession vorherzusehen, die dann vier bis fünf Monate später stattfinden sollte im Schnitt.
00:11:04: Hier gibt es Abweichungen. Das finde ich also durchaus bemerkenswert. Dann kommen wir mal
00:11:11: zur Aktualität bzw. zu der Einschätzung, wie sich das in das aktuelle Bild hier einfügen könnte.
00:11:18: Wir haben natürlich mehrere Ansätze dafür, warum das überhaupt so ist und warum dann am
00:11:27: Ende des Tages diese Sam-Jewel zu fallenden Kursen führt. Das ist die Frage. Es geht erst mal nur
00:11:34: um Rezession und Rezession führen eben nicht immer zu einer zu fallenden Kursen an der Börse.
00:11:40: Ordnen wir das also in das aktuelle Geschehen ein. Gäbe es heute, wäre heute der Tag der
00:11:48: Verkündung der Arbeitsmarktdaten in den USA. Und durch die Verkündung dieser Daten würde die Sam-Jewel
00:11:57: auf 0,5 oder darüber steigen und damit wäre dann sehr wahrscheinlich mit Blick auf die nächsten
00:12:05: letzten 50 Jahre, dass in den nächsten vier bis fünf Monaten eine Rezession am Aktienmarkt auftritt.
00:12:12: Was würde dann passieren? Ich denke, keiner von uns muss Sorgen haben vor dem, vor der Verkündung
00:12:20: der Arbeitsmarktdaten am 2. August, denn wenn jetzt Rezession Sorgen am Horizont auftauchten,
00:12:25: dann spreche das dafür, dass die Fett schneller die Zinsen würde, senken würde, als das derzeit
00:12:32: erwartet wird. Und dementsprechend gehe ich eher davon aus, dass wir in diesem Fall neue Allzeit
00:12:37: hoch sehen. Also ist letztlich dieser Rezessionsindikator einer, den man komplett vergessen kann,
00:12:43: weil die Börse reagiert ja sowieso nicht auf Rezession, weit gefehlt. Wir haben nämlich ein
00:12:51: weiteres Phänomen, welches insbesondere in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutungen gewonnen
00:12:56: hat. Und hier muss man sagen, ist die Historie noch nicht so lang, dass wir uns noch hinstellen
00:13:01: könnten und behaupteten, das kann nicht anders kommen. Es ist aber ganz interessant zu erkennen,
00:13:09: dass der Aktienmarkt sehr häufig in Erwartung sinkender Zinsen gestiegen ist, kam dann die
00:13:17: erste Zinsenkung. Waren in den letzten, seit der Jahrtausendwende in etwa, sind die
00:13:26: Kurs im Anschluss gefallen. Ihr werdet also vermutlich leicht googeln können sinkende
00:13:31: Zinsen gleich steigende Aktienkurse. Und da wirst du eine ganze Menge Artikel zu geben
00:13:37: und die sind dann alle auch plausibel natürlich. Das Finanzierungsumfeld verbessert sich, das
00:13:42: Liquiditätsumfeld für viele Unternehmen, gerade aus dem Wachstumsbereich wird ein spannter
00:13:46: und und und. Aber das ist ja nichts, was an dem Tag geschieht, an dem dann die Zinsen gesenkt
00:13:52: werden, sondern je näher wir diesen Termin kommen. Im Moment rückt er ja immer ein bisschen
00:13:58: weiter in die Ferne. Aber das heißt natürlich auch die Karotte vor dem Esel wird immer ein
00:14:03: bisschen weiter weggehalten und was macht der Esel? Der Esel geht weiter vorwärts, weil er sagt,
00:14:08: na die Karotte werde ich schon noch kriegen. Und die Kurse steigen langsam weiter, immer mal ein
00:14:14: neues hoch jede Woche. Die Korrekturen fallen sehr flach aus. Ob es dieses Jahr überhaupt noch
00:14:21: zu Zinssenkungen kommen wird, derzeit ist die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt 50 Prozent.
00:14:26: In dem Moment, wo dann die Zinsen gesenkt werden von der Fett, haben wir seit der Jahrtausendwende
00:14:33: regelmäßig ein bis zwei schwache Quartale gesehen. Nicht unbedingt ein Crash. Ich glaube,
00:14:39: das ist schon klar geworden. Hoffe ich zumindest bisher, dass dieser Rezessionsindikator kein
00:14:44: Crash-Indikator ist. Warum ist das so? Warum fallen die Kurse in dem Moment, wo die Zinsen dann
00:14:52: tatsächlich sinken? Die einfachste Erklärung dafür ist natürlich dieses Phänomen, welches
00:15:00: insbesondere in der Finanzwelt eines ist, was man wirklich immer wieder beachten muss. Das gilt
00:15:06: auch für unternehmensspezifische Ereignisse, wie Quartalszahlen, wie Verkündungen, wo es um neue
00:15:14: Dienstleistungen und neue Projekte geht, by the rumor seldom news. Es gibt eine ganze Menge Unsinn.
00:15:21: Und es gibt so viele Börsenweisheiten, die ich zumindest aus meiner Praxis, die ich in den
00:15:26: letzten 25 Jahren erleben durfte, gar nicht bestätigen kann. Aber by the rumor seldom news
00:15:31: täglich, wirklich tagtäglich findet man dafür Beispiele. Das heißt also, wenn die Erwartung
00:15:39: einer Zinssenkung im Markt vorherrscht und sagen wir ganz ehrlich, auch diejenigen, die
00:15:45: Content erstellen, also Inhalte erstellen, sei es nun für Podcast oder Videos oder sonst irgendwo,
00:15:51: befassen sich jede Woche damit, wann kommt die nächste Zinssenkung? Langfristige Anleger
00:15:56: müssen das übrigens gar nicht. Das sieht man sehr schön, aber lassen wir das heute mal außen vor.
00:16:01: Wenn die Erwartung einer Zinssenkung im Markt vorherrscht, kaufen die Anleger vorher. Sie kaufen
00:16:07: voraus Aktien in der Erwartung, dass die Kurse steigen werden. Und ein Punkt an dieser Stelle,
00:16:13: der mir häufig viel zu kurz kommt, bei allem, was wir an Fundamentalen immer wieder und die
00:16:19: Lupe nehmen, dürfen wir nie vergessen. Es ist immer ein Mensch, zumindest derzeit,
00:16:25: noch mit einer Wahrscheinlichkeit von über 60 Prozent, der die Entscheidung trifft. Und diese
00:16:31: Entscheidung kann salop formuliert sehr diskretionär sein, also Stimmungsgetrieben. Warum sind neun
00:16:38: von zehn neuen Produkten, die aufgelegt werden am Markt, Momentumprodukte? Momentumprodukte
00:16:43: sind ja völlig stupide. Natürlich, also wenn das vom Hedgefonds rausgegeben wird, dann ist klar,
00:16:50: dann muss man 20 Prozent High Water Markt bezahlen und sich an dieser stupiden, an dieser enorm
00:16:59: cleveren Strategie dann beteiligen. Und das kostet natürlich auch. Aber Momentumstrategie heißt
00:17:03: einfach, du kaufst die Aktien, die besonders gut laufen. Das kannst du ganz einfach messen. Und
00:17:09: neun von zehn Werten werden überall identisch sein. Jedem sein Produkt. Aber das ist, simpler geht es
00:17:16: gar nicht als mit Momentumstrategien. Nichtsdestotrotz kaufen die Anleger trotzdem in der Erwartung,
00:17:24: dass die Aktien weiter steigen. Und diese psychologische Komponente, die ist eine ganz,
00:17:30: ganz wichtige. Und deswegen wäre es auch völlig egal, ob der Markt derzeit unterbewertet ist oder
00:17:36: überbewertet ist. Diese Frage Unterbewertung oder Überbewertung, die stellt man sich sehr gerne
00:17:42: bei einem langfristigen Investment in Einzelaktien. Man sollte sich aber nur ganz wenig Zeit dafür
00:17:48: nehmen, sich die Frage zu stellen, ob der Markt jetzt gerade hoch oder niedrig bewertet ist. Weil
00:17:53: die Antwort darauf letztlich keine Rückschlüsse oder nur sehr wenig Rückschlüsse darüber ergibt,
00:18:01: ob der Markt jetzt erst mal weiter steigt oder ob er dann in 24 Monaten mal fällt. Was habe ich
00:18:06: von dieser Aussage und von diesen Gedanken? Was steigt, kann auch noch ganz lange weiter steigen,
00:18:11: bevor es dann irgendwann fällt. So, bei der Rumorsel de Nius. Sobald die Zinssenkung dann
00:18:16: tatsächlich eintritt, haben die Anleger bereits ihre Positionen aufgebaut. Wer soll dann noch auf
00:18:22: kaufen? Wer soll dann die Positionen wieder abkaufen? Und wenn man merkt, das tut gerade
00:18:28: keiner, dann werden Gewinne realisiert, genau in diesem Moment. Es gibt natürlich auch noch einige
00:18:35: Studien mehr. Wer Lust hat, der googelt die gerne und kann zum Beispiel sich anschauen. Monetary
00:18:44: policy and stock market reactions. A meta oder meta, wie heißt das eigentlich? Meta oder meta,
00:18:52: meta sagen die, ne? Muss ich mal gleich nachgucken. Analytic framework von Janis endpunkt Kalianot.
00:19:00: Kriegische Namen sind sehr, sehr schön, gar nicht so einfach auszusprechen. Ich mache es mal langsamer.
00:19:06: Ioannis endpunkt Kalianot. Ist gar nicht so schwer Kalianotis. Und Stefan Michael Papadumu aus dem
00:19:19: Jahr 2004. Monetary policy and stock market reactions. Könnte ja auch so googeln. Mann,
00:19:24: Erichsen, du musst ja auch nicht jedes Mal irgendein Loch graben, in das du dann selber reinfällst. In
00:19:30: dieser Studie geht es um die Reaktion der Aktienmärkte auf Änderungen der Geldpolitik,
00:19:33: einschließlich Zinssenkungen. Und in der Studie finden die Autoren heraus, das Märkte auf dem
00:19:40: Voraus auf erwartete Zinssenkungen reagieren, was zu einem Anstieg der Aktienkurse führt,
00:19:44: bevor die tatsächliche Ankündigung erfolgt. Eine weitere Studie, the impact of monetary policy
00:19:52: on stock prices. Evidence from the United States and Japan von Herrn Mischkin und Frau Wissing
00:20:01: Jorgensen aus dem Jahr 2007, ähnlicher Inhalt. Und dann, das sollte man kennen. Ach, Quatsch,
00:20:10: muss man nicht kennen, aber man eventuell kennt man die Autoren. Stock prices, news and economic
00:20:18: fluctuations. Fluctuations oder Fluctuations. Ich meine, wüsste ihr was? Dafür, dass ich mir hier mit
00:20:27: meinen begrenzten lingualen Fähigkeiten ziehe, aber auch ganz schön gerne mal meine Hose runter.
00:20:34: Also, wenn ihr sagt dafür allein, dass er das macht, dass der Schwindel ausfliegt, dass er da
00:20:40: fließend Englisch kann, dafür könnten wir ja mal den Podcast abonnieren. Okay, nämlich von Ben S. Bernanke.
00:20:49: Ich werde sagen, dass das Verbrauch des Kreditmarkens das
00:20:52: eigentliche Grund für die 2007/2009 Recession und für die sehr leichte Verbrauchsschicht,
00:20:58: die folgte. Jetzt, es gab Veränderungen in dem finanziellen System zwischen 1929 und 2007.
00:21:05: Und Kenneth N. Kutner aus dem Jahr 2005. Neune Studie, Stockmarket Reaction to Federal Reserve,
00:21:16: funds rate target chains von Jane E. Rush und John H. M. Cow aus dem Jahr 2010. Und wer
00:21:26: sagt, wer sollte sich da alles merken? Man kann ja auch einfach kurz zurückspulen. Und noch eine
00:21:33: Studie mehr. Ich habe offen gesagt, die von Bernanke habe ich gelesen, heißt, ich habe mir die
00:21:42: Zusammenfassung durchgelesen. Zudem gibt es, glaube ich, auch ein Buch sogar. Und die Impact of
00:21:50: monetary policy on stock prices habe ich auch die Zusammenfassung gelesen. Eine noch, the stock
00:21:57: market reaction to unanticipated changes in the federal funds rate von Michael T. Keiley aus dem
00:22:06: Jahr 2004. Das sind allesamt, das ist aber richtig untermauert heute, das sind allesamt Studien,
00:22:13: die belegen das Kurse in Erwartung, Anticipation der Zinssenkungen erst mal steigen. Wenn die
00:22:23: Zinssenkungen dann kommen, dass dann die Kurse erst mal drei bis sechs Monate fallen. Fazit.
00:22:30: Meines Erachtens spricht einiges dafür, dass wir, ich müsste die Meinung aber gegebenenfalls im
00:22:40: August anpassen, dass wir in diesem Jahr noch einen Auslöser sehen. Dass wir also die Sam Rule
00:22:49: über 0,5 Prozent sehen und dementsprechend es zu einer Rezession kommen könnte. Wenn ich mir meine
00:22:59: eigene, mein eigenen Time frame bastele, dann würde ich sagen, wir werden dementsprechend eine
00:23:08: etwas lockerere Geldpolitik sehen. Das wiederum wird dazu führen, dass die Zinsen dann tatsächlich
00:23:17: sinken. Ab wann? Ich denke ab mit Beginn des neuen Jahres. Es fällt mir schwer zu glauben,
00:23:28: obwohl ich eine bemerkenswerten Sissonalität in diesem Jahr sehe, die sehr gut zu den
00:23:34: Präsidentschaftswahlkämpfen vergangener Jahrzehnte passt. Dass wir nämlich einen vergleichsweise
00:23:40: starken Juli erleben. Dementsprechend habe ich ja hier auch über Aktien gesprochen,
00:23:45: die im Juli steigen könnten in der Ausgabe vom Dienstag, wenn ich mich jetzt nicht vertan habe.
00:23:51: Dann vielleicht eine Beruhigung, gerne im Übrigen auch des Wetters hier in Norddeutschland. Und dann
00:23:59: nimmt das Ganze nochmal Fahrt in den Präsidentschaftswahlkampf hinein und in der Folge, zumindest
00:24:07: mit Blick auf die Sissonalitäten, steigen Aktien fast immer. Dann geht es ja erst mal darum,
00:24:12: dass der Präsident wirklich gute Laune macht. Das soll sich auch gelohnt haben in den ersten
00:24:16: hundert Tagen, dass die Leute den Eindruck haben, ich muss selber schmunzeln, wenn ich an die
00:24:21: Präsidenten denke. Aber so oder so, es geht ja hier nicht um die gute Laune, sondern es geht um die
00:24:28: Börse. Und da werden beide keinen großen Schaden anrichten. Ich werde sicherlich nochmal eine
00:24:32: extra Folge machen. Wahrscheinlich wäre Trump ein Tick positiver für die Börse. Muss man einfach
00:24:38: so stehen lassen, hat ja nichts mit allen anderen Themen zu tun, die ich wohl bekanntermaßen
00:24:43: leicht kritisch sehe. Und dann wäre es natürlich ganz passend, wenn es um spätestens zum Jahresauftakt
00:24:53: vielleicht die Zinsen tatsächlich sinken. Sollten wir dieses Jahr schon eine Zinssenkung sehen,
00:24:59: dann betrachte ich das nicht unbedingt als Game Changer in dem Sinne, dass dann sofort die
00:25:05: Kurse fallen müssen. Auch das passiert ja meist mit einem gewissen zeitlichen Versatz. Und das
00:25:10: wird dann vielleicht zu Beginn des Jahres 2025 eine Phase der Korrektur sehen, weil diese Phase
00:25:19: der Zinsenkungen eben wie hier mit vielen Studien hoffentlich belegt, erst mal dazu führt, dass
00:25:25: die Kurse sich beruhigen. Dann allerdings bleibe ich aufgrund des übergeordneten Liquiditätszyklus
00:25:32: für das gesamte Jahr 2025 zumindest mal bis in den Sommer hinein ziemlich bullish. Ich weiß,
00:25:42: das war jetzt ein eher weiter Ausblick. Und derjenige, der seinen ETF-Sparplan hat, der wird
00:25:49: wahrscheinlich schon vorher abgewunken, aber was interessiert mich die Samenregel? Muss es auch
00:25:54: nicht. Hab ich schon gesagt, für einen langfristigen Investor ist das nicht entscheidend, weil ich
00:25:59: sicherlich noch mehr als eine Folge machen werde, aber auch schon einige gemacht habe, in der es darum
00:26:03: ging, dass man langfristig den Faktor Timing möglichst rausnimmt aus seiner Anlage. Deswegen
00:26:08: ist man ja diversifiziert. Investiert man aber überwiegend in Tech-Aktien und sagt 25% Nvidia
00:26:15: im Depot soll schon sein. Dann braucht man natürlich Timing. So weit erstmal für heute. Herzlichen
00:26:23: Dank für deinen Reinhören hier in diesem Podcast. Ich würde mich sehr freuen, wenn
00:26:28: du dir jetzt ganz kurz die Zeit nimmst, den Podcast zu abonnieren. Mach das, dann bekommst du auch
00:26:35: eine Nachricht darüber, wann die neuste Folge hochgeladen wird. In diesem Fall sollte es
00:26:41: der kommende Dienstag sein. Ich freue mich, wenn wir uns beim nächsten Mal wiederhören. Bis dahin,
00:26:46: alles Gute, dein Lars.
00:26:48: [Musik]
00:26:51: SWR 2021
Ingo
‧Moritz Nothacker
‧